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In unserer heutigen lauten Welt zeigte uns Matthias Müller am 26.09.2024 eine Welt der leisen Töne, als er unser Harmonium in den Mittelpunkt rückte und eigens für Harmonium geschriebene Musikstücke und das Harmonium selbst mit allen seinen Besonderheiten vorstellte und uns offenbarte, dass wir ein „kleines“, „deutsches bzw. amerikanisches“ und kein französisches Harmonium besitzen.


Wir erfuhren, dass beim Harmonium der Ton durch verschieden lange Durchschlagzungen erzeugt wird, die von Luft umströmt in Schwingung versetzt werden. Somit gehört das Harmonium zu den Aerophonen, wie z. B. das Akkordeon und die Mundharmonika. Seine Blütezeit erlebte es gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Hausinstrument für Salonstücke, als Ersatz für Pfeifenorgeln in kleineren Kirchen sowie auch als Konzertinstrument.

Clara Schumann hat es gespielt, Wagner in seinen Werken eingesetzt usw….Jedoch führte es im 20. Jahrhundert ein Nischendasein und wird erst in der heutigen Zeit „wiederentdeckt“, wenn ein Dirigent den „originalen“ Klang haben möchte, den eine Orgel nicht ersetzen kann.


Harmoniumspieler müssen nicht nur über eine großartige Hand-Auge-Koordination verfügen, sondern auch die ständige Bewegung der Füße und den Einsatz der Kniehebel koordinieren sowie ein musikalisches Gehör, starke Disziplin und die Fähigkeit besitzen, mit einem Live-Publikum zu interagieren. Auch sollten sie die Technik warten und reparieren können.


Alle diese Voraussetzungen hat der Kantor, Organist und Harmoniumspieler Matthias Müller, denn erfolgreiche Konzerte führte ihn in diverse Länder Europas. Er konzertierte mit den Pommerschen Philharmonikern, dem katalanischen Orchester, dem Orchester des baskischen Konservatoriums Bilbao und spezialisierte sich auf selten gespielte, zum Teil unveröffentlichte Orgel- und Harmoniumwerke.


An diesem Abend waren die Musikstücke interessant (z.B. „Marsch der Äthiopier“, „Maurische Fantasie in der Alhambra“), lieblich-verträumt (z.B. „Pastorale“, „Abendklänge“ (Wenzel), tänzerisch (z.B. „Walzer à la J. Strauß Sohn“ (Karg-Ehlert), „Pastorale“ (Wachs) und einfach gut für die Seele (z.B. das „Wiegenlied“).


Unser Harmonium hat in seinem Konzert gezeigt, was ihn ihm steckt und was so ein hervorragender Harmoniumspieler wie Matthias Müller ihm entlocken kann.

An dieser Stelle sei auch noch einmal der Familie Seifert gedankt, die dieses Instrument restaurieren ließ und damit erst solche Konzerte ermöglichte.
Marlis Krägel

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